Donnerstag, 4. September 2014

Monis Sommerpostbüchle - das Tutorial

Heute möchte ich euch zeigen, wie ich mein Büchle mit den Taschen gemacht habe.
Aber Achtung, Bilderflut!

Mein erstes Buch in der Art entstand 2007 in Lauenburg in einem kombinierten Schrift/Buchbinde-Kurs von Marí und Birgit.

Nun hoffe ich sehr, dass sich bei der Beschreibung des Faltens und Schneidens der Buchseiten kein Fehler eingeschlichen hat!
Aus meinen 70 x 100 cm großen, gefärbten Papierbogen habe ich je Buch zwei 46 x 46 cm große Quadrate "geschnitten", indem ich die Bogen gefalzt und dann mit dem Papiermesser auseinander geschnitten habe. Das gibt die schönen, leicht faserigen Kanten.

Für den Einband habe ich mich für Kokosfaserpapier aus Uraltbeständen entschieden. Dieses Naturpapier hat den Vorteil, dass es weich ist und nicht reißt, auch nicht an den Stepplinien.

Das Papier in ca. 48 x 15 cm lange Streifen schneiden. Dann an den Längsseiten bei je 1,5 cm Breite eine Falzlinie ziehen.

Die Kanten umknicken und mit dem Falzbein gut feststreichen. 

Den Streifen längs doppelt legen und am Bruch wieder bei 1,5 cm eine scharfe Falzlinie ziehen.

So sieht der Streifen jetzt aus.

Zur Verstärkung der "Buchdeckel" zwei 11,8 x 11,8 cm große Fotokarton-Quadrate einkleben.

Aus einem Rest des gefärbten Papiers einen ca. 24 x 11,8 cm langen Streifen einkleben.

Dann die Mittelfalze wieder knicken. So sollte es jetzt aussehen.

Nun wird das umgeknickte Kokospapier den Längskanten entlang füßchenbreit festgesteppt.
Die Schmalseiten rechts und links ca. 3 cm breit umknicken und ebenfalls füßchenbreit steppen (s. Knicke beim oberen Foto). Der Papierüberstand (die "Nahtzugabe") wird dann hinter der Nahtlinie schmal abgeschnitten.





Die Verschluss-Gummilitze sollte ca. 20 cm lang sein. Das gefüllte Büchle soll nicht gequetscht werden, sondern nur zusammenhalten.
An einer Außenkante ca. 1 cm innerhalb des schwarzen Kartons und 1,5 cm von der Ober- bzw. Unterkante entfernt ca. 5 mm breite Schlitze einschneiden. Die Gummienden von außen durchstecken und innen festkleben. Für zusätzlichen Halt noch mit je einer Klammer festtackern. Die Klammern habe ich zuvor mit wasserfestem Stift schwarz gefärbt, damit sie nicht so auffallen.

Für das Cover wird der Globus (Tim Holtz-Stempel) oder ein anderes Motiv auf einen farbigen Papierrest gestempelt. Als ca. 5,2 x 5,2 cm großes Quadrat ausschneiden und (in meinem Fall) auf ein ringsum 5 mm größeres, cognacfarbenes Papier mit leichter Leinenstruktur kleben.
Die seitlichen Kokospapier-Überstände nach innen schlagen und den Umschlag mit dem Gummi schließen. Das Motivquadrat mit etwa gleichen Abständen zum Gummi, der Buchrückenkante und der Oberkante positionieren und festkleben. Dann dem Motivquadrat entlang schmalkantig feststeppen.

Die Kokospapier-Überstände rechts und links an der schwarzen Kartonkante nach innen klappen und oben und unten jeweils in den ersten Stepplinien festnähen. In diese Taschen kann später weiteres Sammelmaterial gesteckt werden.
Die Buchhülle ist nun fertig zum Binden.

Die Quadrate für die Buchseiten werden nun folgendermaßen gefaltet (die Knicklinien jeweils mit dem Falzbein gut feststreichen):
Wenn das Quadrat vor einem liegt, muss die Papierlaufrichtung senkrecht verlaufen. Die Papierrückseite liegt oben.
1. Die linke Hälfte nach rechts klappen.
2. Die untere Hälfte nach oben klappen. 
3. Die untere Hälfte nach oben klappen.
4. So wenden, dass der Bruch oben, die offenen Seiten aber weiterhin rechts sind. Die linke Hälfte nach rechts klappen.
Durch den jetzt entstandenen Bruch wird der Buchblock eingebunden und zwar so, dass die Seite mit dem durchgehenden Bruch oben ist.

Eine Fotokarton-Schablone in Buchblock-Höhe mit den Löchern für die Bindung herstellen. 
Die Buchhülle mit dem Mittelbruch doppelt legen, die Schablone ausgemittelt im Bruch anlegen und die Löcher durch die Buchhüllen-Lagen bohren.

Die Seitenblöcke ebenfalls öffnen. die Schablone einlegen und die Löcher durchbohren.
Ich habe mich hier für den Bohrer und nicht für die Ahle entschieden, weil ein Ahle-Loch bei dem Kokospapier kaum bis gar nicht zu sehen wäre und weil die Löcher beim Buchblock gleich durch so viele Lagen gehen, dass es mit etwas größeren Löchern einfacher zu handeln ist.

Die Buchblocks mit der Buchhülle dazwischen zusammenhalten. Der Bruch der Buchblocks liegt oben.

Mit dem Binden wird im mittleren Loch begonnen: durch den hinternen Buchblock, durch beide Buchhüllen-Lagen, durch den vorderen Buchblock.

Dann durch das untere Loch durch alle Lagen zurück und hier durch das obere Loch wieder durch alle Lagen nach vorn.


 Hier durch das mittlere Loch wieder zurück, dabei darauf achten, dass nicht durch den zuerst genähten Faden gestochen wird, sondern die Fäden nebeneinander liegen.

Wenn man auf der Rückseite wieder heraus kommt, legt man Fadenanfang und -ende um den über die ganze Länge genähten Faden. Die Bindung gleichmäßig aber nicht zu fest anziehen.
Fadenanfang und -ende mit einem Doppelknoten sichern und abschneiden.




 So sieht es von unten aus

und das ist der Blick des fertig gebundenen Büchleins von oben.

Und hier die Rückansicht.

Jetzt werden die Seiten aufgeschnitten, damit Klappseiten und Taschen entstehen. Das lässt sich sehr schwierig beschreiben und kaum in Fotos darstellen. Falls meine Erklärung mehr verwirrt, als erklärt, empfiehlt es sich, einen Probebuchblock aus Konzeptpapier zu falten und statt zu binden mit Klammern zusammentackern. Dann den Buchblock auseinander schneiden und jeden Schnitt der Schnittkante entlang beschriften, z. B. Schnitt 1 durch alle Lagen, Schnitt 2 durch 2 Lagen usw.
Bei meinem Exemplar ging der erste Schnitt oben durch alle Lagen, dadurch erhält man in der jetzt entstandenen linken Hälfte vorn und hinten je eine Tasche und in der Mitte geht es nach unten durch. Damit man auch in der Mitte eine Tasche erhält, habe ich die Kante unten zugeklebt.
Beim rechten Seitenpäckchen verläuft der Bruch außen. Hier dem Mittelbruch entlang (ca. 5 mm vom Bruch entfernt) nur eine Seite aufschneiden. Aufklappen und die nun erscheinende Doppelseite nach links klappen und hier dem Mittelbruch entlang ebenfalls eine Lage aufschneiden. Hier hat man jetzt zwei nach außen aufzuklappende Doppelseiten erhalten.
Jetzt kommt die Bindungsnaht und es folgt die rechte Blockhälfte. Hier von unten nach oben dem Mittelbruch entlang durch zwei Papierlagen schneiden. Die Blätter nach oben klappen und die nun erschienenen Seiten am oberen Bruch durch zwei Lagen schneiden. Man erhält zwei Einzelseiten. Die nächsten zwei Seiten sind unten im Bruch. Hier habe ich die obere Ecke nach innen geklappt und die Außenkante für eine weitere Tasche dann zusammengenäht. Die letzte, vorher nach oben geklappte Seite hat unten einen Bruch. Wenn hier jetzt noch eine Lage dem Mittelbruch entlang von oben nach unten aufgeschnitten wird, erhält man vier zusammenhängende, längs aufzuklappende Seiten.
Den zweiten Buchblock habe ich genauso geschnitten.
Spielt mit euerm Probebuchblock, dann kommen noch andere Versionen heraus!

5 Kommentare:

  1. Liebe Moni, Danke für diese ausführliche Erklärung. Was für eine ungewöhnliche, wunderschöne Bindung. Schon als ich das Büchlein in den Händen hielt, dachte ich: Ui, das Innenleben ist erst genäht und dann geschnitten ... Ganz herzlich, Elvira

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  2. ooooohhhh, was für ein herrliches Konzept! Lieben Gruß Ghislana

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  3. Wow - was für eine tolle Anleitung. Hoffentlich schaffe ich diese Ebenen der Buchherstellung auch mal :-)
    Danke sehr für die Ausführlichkeit und die erklärenden Bilder!
    LG. Susanne

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  4. Danke schön, liebe Moni, für diese Anleitung.
    Das muss ich ganz unbedingt einmal ausprobieren, schon das Lesen ist phaszinierend - auch wenn ich grad gar nicht so viel verstehe... ;-) Das versteht man sicher erst, wenn man es es selbst versucht.
    Du hast wirklich ein ganz tolles Buch versendet.
    Liebe Grüße
    Heidi

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  5. Wow tolle Anleitung!
    Bin ich froh das Büchlein ohne diesen ganzen "Produktionsaufwand" mein eigen zu nennen!:0)
    Vielleicht wage ich mich auch mal daran und mache eins selbst, obwohl mir das bei der perfekten Variante in meiner Hand ein schwieriges Unterfangen zu sein scheint.
    Sonnigen Gruß!

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