Der wunderbare Post von mamimade über den Preis und Wert eines Kleidungsstücks bringt mich dazu, auch selbst etwas zu diesem Thema zu schreiben.
(Ihren Beitrag findet ihr hier - sehr zu empfehlen!)
Der Wert des Selbermachens - wir alle neigen immer viel zu sehr dazu, unser Licht unter den Scheffel zu stellen. Bei selbstgemachten Geschenken wird noch etwas hinzugekauft, da es sonst "zu billig" sei, wer nicht selbst näht, vergleicht beim Einkauf den Preis selbstgemachter Kleidung mit dem großer Modeketten - genähte Kleidung wird mit den Worten gelobt: "das sieht ja aus wie gekauft!".
Nur weil etwas vermeintlich viel Geld gekostet hat, ist es wertvoll - wir aber investieren unsere Zeit, unsere Ideen, unser Können in ein Kleidungsstück! Unsere Kleidung ist einzigartig, es gibt sie nicht in tausendfacher Ausführung von der Stange. Dies ist natürlich ein Wert, der sich in Geld zunächst einmal nicht beziffern lässt, aber er ist unzweifelhaft vorhanden.
Nehmt doch nur einmal eure Arbeitsstunden und multipliziert sie mit einem normalen Stundenlohn (die Handelskammer empfieht für's Nähen 10€/h, was wenig genug ist - und das sind Angestellte, keine Selbstständigen!), addiert euren Materialeinsatz und vielleicht noch etwas für euren Maschineneinsatz (die habt ihr ja schließlich auch einmal kaufen müssen) und schaut, was dann herauskommt. Und von Gewinnspannen reden wir dann noch gar nicht. Merkt ihr was?
Wenn ich beispielsweise ein Shirt bedrucke, dann mache ich zunächst einen Entwurf, schneide dann die Schablonen von Hand aus (für jede Farbe eine eigene), drucke mit guter Stoffdruckfarbe und fixiere das Ganze - erst dann beginnt die eigentliche Näharbeit.
Und auch wenn einige jetzt sagen, so will ich nicht rechnen, ich mache das doch gerne! Man darf seine Arbeit ja auch gerne tun, aber trotzdem sollte sie entsprechend entlohnt werden. Das ist eine Frage der Wertschätzung! Und keiner arbeitet gerne umsonst.
Wenn ihr also das nächste Mal gefragt werdet, ob ihr so etwas auch für den Verkauf nähen würdet, dann nennt einen realistischen Preis. Und wenn ihr handgemachte Kleidung kaufen möchtet, dann erwartet bitte nicht, für 25€ ein ganzes Shirt zu bekommen. Dafür kaufen wir gerade mal den Stoff.
Ein weiterer Punkt, der gerne übersehen wird, ist, dass es tatsächlich auch hier Menschen gibt, die vom Nähen leben müssen. Je günstiger wir also unsere Eigenproduktionen anbieten, weil wir ja nicht auf dieses Einkommen angewiesen sind (und es ja so gerne machen), desto mehr machen wir den Menschen, die eben doch darauf angewiesen sind, die Preise kaputt. Denn diese werden wieder mit uns verglichen... ("Warum ist das bei dir so teuer? XYZ auf dawanda verkauft mir das für die Hälfte...!")
"Das sieht ja aus wie gekauft!"
Nein, das tut es eben nicht. Nicht nur, dass es dieses Kleidungsstück nur von mir so gibt; dieses Kleidungsstück hat auch gerade Nähte, Streifen und Muster passen aufeinander, es wude entlang des Fadenlaufs zugeschnitten und es läuft nach dem Waschen auch nicht mehr ein.
Habt ihr euch eure Kaufkleidung einmal genauer angesehen? Vor allem die, mit denen wir preislich gerne verglichen werden? Wie oft kommt ein günstiges Kaufshirt völlig verzogen daher, weil der Fadenlauf nicht stimmt? Oder die Nähte gehen direkt auf? Oder es ist nach dem Waschen kleiner, weil der Stoff eben nicht vorgewaschen wurde?
Eure selbstgemachte Kleidung ist besser als die meiste billige Stangenware. Sie ist nicht nur einzigartig, sie ist auch qualitativ anspruchsvoller!
Leute, tragt den Kopf hoch. Wertschätzt, was ihr tut. Und lasst euch von niemandem einreden, dass ihr ja nur ein bisschen Hobbywerkelt - egal, ob ihr nun näht, strickt, malt,...
Was ihr macht, ist wertvoll! Es ist eine Bereicherung!
Danke. Danke für die laren Worte, die mich an mich erinnern, an die Aufgabe, mich wert zu schätzen und was ich tue. Meine Tochter bastelt vorgestern einen Briefumschlag für ihre Freundin, die wegzieht, um einen Herzensabschiedsbrief einzutüten und sinniert...ich glaube ich hab noch nie auf eine gekaufte Karte hintendrauf geschrieben, weil ich sie immer selber mache...tja. da hab ich wohl wen geprägt. Herzliche Grüße aus Mainz
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