Freitag, 28. April 2017

Buch in umgekehrter Piano Hinge-Bindung

Ein Freund hatte neulich Geburtstag und weil er vor einem Jahr in Rente gegangen ist, hat er jetzt ja viiiiiiiiiel Zeit ; ) Deshalb bekam er von uns als kleinen Wink mit dem Zaunpfahl ein Skizzenbuch geschenkt.
Es hat etwa das Format 30 x 18 cm und für die Lagen habe ich unterschiedliche Papiere verwendet: hauptsächlich Vorsatzpapier, aber auch Aquarell- und geripptes Pastellpapier. Der äußerste Bogen ist immer Vorsatzpapier, damit der Buchrücken farblich einheitlich erscheint.

Diese Bindeart habe ich hier bei Alisa Golden gefunden, sie nennt es "Flat-Style Australian Reverse Piano Hinge binding".
Bei der "normalen" Piano Hinge-Bindung sind die Aussparungen im Buchrücken und die Lagen werden da nach außen durchgesteckt und außen am Buchrücken mit eingeschobenen Gegenständen (meist Stäbchen) an Ort und Stelle gehalten. Deshalb hier "umgekehrte" Piano Hinge, weil die Aussparungen in den Lagen sind und indirekt der "Buchrücken" eingesteckt und innen gesichert wird.

Damit sie in die Presse konnten,  habe ich zuerst die Buchdeckel fertig bezogen, außen und gleich auch die Spiegel. Die Vorderseite bekam eine Prägung. Dafür hatte ich das Wort "Skizzen" mit 10 mm breitem Automatic-Pen in der römischen Kursive auf Fotokarton geschrieben, die Buchstaben dann ausgeschnitten und aufgeklebt.

Als nächstes habe ich ca. 300 g schweren Aquarellkarton für die Einschubstreifen "bemustert", nach dem Trocknen auch die andere Seite, weil später beide Seiten zu sehen sein werden.
Diesen Karton dann in Streifen schneiden und zwar so lang, wie die Lagen hoch sind und ca. 3 - 5 cm breit - was halt besser gefällt.
Nun geht es an den Buchrücken-Streifen, der Buchdeckel und Lagen zusammenhält.
Ich wollte schwarzes Ingres verwenden, da dieses Papier aber recht weich und dünn ist, hatte ich Sorge, dass es nicht stabil genug wäre. Deshalb wurde es mit 5 cm breitem, selbstklebendem Buchbinderleinen bezogen. Das Ingres hatte ich ca. 9 cm breit zugeschnitten und beide Längsseiten dann je ca. 1,5 cm breit umgeknickt. Das Buchbinderleinen dann so darüber kleben, dass der Überstand beidseitig gleich breit ist. Der fertige Streifen ist nun 6 cm breit. Die Länge richtet sich danach, wie viele Lagen eingebunden werden sollen, wie breit die "Einschübe" sein sollen und wie weit der Streifen auf die Buchdeckel ragen soll.

Nachdem das berechnet ist, wird der Streifen gefalzt und geknickt. Die Buchbinderleinen-Seite liegt innen. Auf jede nach innen zeigende "Ecke" wird eine Lage aufgesteckt.

Am Anfang- und Endstück wird ein zusätzlicher Falz in Buchdeckeldicke benötigt.

Jetzt werden alle Seiten für die Lagen zugeschnitten und passend ineinander gelegt. Damit die Schlitze in jeder Lage genau an der gleichen Stelle sitzen, wird eine Schablone hergestellt, anhand derer die "Punkte" für Anfang und Ende des Schlitzes übertragen werden.
Die Schablone in die Lage einlegen und Schlitzanfang und -ende mit der Ahle markieren. 
Die Schlitze mit einem Cutter an einem Lineal entlang herausschneiden, dabei darauf achten, dass die Seiten nicht verrutschen!
Wenn alle Lagen geschlitzt sind, wird von hinten nach vorn mit dem Binden begonnen.

Zuerst den Streifen auf der Außenseite des rückwärtigen Buchdeckels festkleben.
Dann die erste Lage aufstecken, ...
... und innen durch Einschieben eines Streifens sichern/befestigen.
So eine Lage nach der anderen einbinden und zum Schluss das Streifenende vorne auf dem Buchdeckel festkleben.
Hier hatte ich Tape als Begrenzungsstreifen angebracht, damit die Position sofort stimmt und kein Kleber verschmiert!
Fazit: Es gefällt mir gut, nur habe ich bei diesem großen Querformat das Gefühl, dass es etwas wackelig ist.
Ich möchte es gerne noch mit einem breiteren Streifen probieren, weil es dann ja auf breiterer Fläche gehalten wird. Falls die Lagen aber durch die breiten Schlitze vielleicht klaffen könnten, wäre eine weitere Möglichkeit, dass man mit zwei (oder bei einem Hochformat vlt. auch mit drei) Streifen arbeitet. Das könnte ich mir sowieso auch schön vorstellen!! Bei weniger dicken Buchdeckeln könnte man die Streifen auch auf die Innenseite durchziehen... Ein weites Feld : )


verlinkt beim freutag, meertjes und pamelopee

5 Kommentare:

  1. Ach, ist das schön. Ich muss das unbedingt nochmals genauer nachlesen, wie du das machst, bin aber sehr beeidnruckt und wünsche dem Empfänger viel Freude beim Füllen!
    LG. Susanne

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  2. So ein schönes, persönliches Geschenk, liebe Moni!
    Die Bindung sieht ganz toll aus, auf den ersten Blick kompliziert, aber die Piano-Hinge-Bindung mit Stäbchen habe ich vor Jahren mal kennengelernt, darum hab ich das Prinzip auch gleich verstanden.
    Deine Idee mit der SKIZZEN-Prägung ist super, besonders schön finde ich auch die Tusche-gespritzten Aquarellpapierstreifen, wie edel es wirkt!
    Vielen Dank für deine so präzise Beschreibung... wieder etwas für meine ToDo-Liste!
    Liebe Grüße - Ulrike

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  3. Oh, wie schön. Da werden uralte Erinnerungen wach und Träume und Wünsche, die ich vor vielen, vielen Jahren mit dem Beruf des Buchbinders verband, den ich damals erlernte.
    Wunderschön geworden, sehr gut erklärt und gezeigt.
    Ich bin begeistert.
    Liebe Grüße
    die Mira

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  4. wow, this is amazing ! Your friend will be over the moon with a present like this ! The abstract inked watercolourpapers work very well. Nice work. Sehr schön gemacht. Annick

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  5. Sieht super aus! Werde ich mir für meine Freizeit im Hotel in Lana auch mal vornehmen. Danke für die Impressionen und liebe Grüße

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