Flatlocknähte mit der Overlock - das geht ganz einfach und sieht so gut aus!
Ihr könnt die Nähte als Zierelemente verwenden, oder auch einen sauberen und dehnbaren Saum damit herstellen.
Ich habe ja immer gedacht, meine Maschine kann diese Nähte nicht - nur weil die Gebrauchsanweisung selbige nicht kennt. Denkste! Inzwischen glaube ich ja, jede Overlock kann das - man muss nur wissen, wie...
Und so gehts:
Einstellungen an der Overlock:
Stellt die Fadenspannung der Nähnadeln auf die niedrigste Stufe (0 oder bei mir -5), danach stellt ihr den oberen Greiferfaden (das Rädchen in der Mitte) auf die mittlere Stufe (5 oder bei mir N) und den unteren Greiferfaden (bei mir das Rädchen ganz rechts) auf die höchste Stufe (9 oder bei mir +5).
Macht auf jeden Fall ein paar Probenähte, falls ihr noch ein bisschen justieren müsst.
Saum:
Ihr könnt mit der Flatlocknaht einen ganz tollen, dehnbaren und sauberen Saum erzeugen.
Dafür braucht ihr eine Saumzugabe von etwa 3,5 Zentimetern. Markiert euch zwei Linien auf der Stoffrückseite, eine bei 3,5cm und eine bei 0,5 cm parallel zur Stoffkante. (1)
Nun faltet ihr den Stoff zunächst rechts auf rechts 3,5 Zentimeter nach oben und bügelt gut. (2) Anschließend klappt ihr den Stoff so nach unten, dass er einen halben Zentimeter über den Bruch steht - die beidem Markierungslinien liegen nun genau aufeinander. (3) Ebenfalls gut bügeln.
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(1) Markierungen |
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(2) Erste Bügelstufe |
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(3) Zweite Bügelstufe, Markierungen treffen sich |
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(4) Nähen am Stoffbruch |
Näht nun von der linken Stoffseite exakt am Bruch entlang. (4) Passt auf, dass ihr nur die untere Stofflage, nicht aber den Stoffbruch schneidet. Näht am Ende etwa 3 Zentimeter über den Anfang eurer Naht und lasst genug Faden zum Vernähen hängen.
Nun klappt ihr den Saum nach oben und zieht die beiden Stoffstücke sanft auseinander. Zieht nahe der Naht und rutscht mit den Fingern dann immer ein paar Zentimeter weiter. Dabei zieht ihr die "Leiter" auf und auf der Rückseite bildet sich eine flache Raupe.
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(6) Sanft auseinanderziehen |
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(5) Fertige Naht von links |
Bügelt die Naht schön glatt, damit sie nicht wieder zusammenrutscht, und vernäht die Fadenenden.
(Natürlich könnt ihr den Stoff im zweiten Bügelschritt auch exakt bis zum Stoffbruch zurückfalten und das Messer beim Nähen wegklappen. Mir fiel es so leichter, aber das ist sicher Geschmacksache.)
Normale Naht:
Wollt ihr eine ganz normale Flatlocknaht nähen, legt ihr nun eure Stoffstücke rechts auf rechts aufeinander und näht ganz normal die Kante zusammen. Schneidet den Stoff dabei leicht ab, um eine saubere Kante zu erhalten. Lasst am Anfang und am Ende eine ausreichend lange Fadenraupe stehen.
Nun dreht ihr euren Stoff auf rechts und zieht die beiden Stoffstücke sanft auseinander. Zieht wieder nahe der Naht und rutscht mit den Fingern dann immer ein paar Zentimeter weiter. Dabei zieht ihr die Leiter auf und auf der Rückseite bildet sich eine flache Raupe.
Bügelt die Naht schön glatt, damit sie beim weiteren Verarbeiten nicht wieder zusammenrutscht.
Wichtig ist, dass ihr die überstehenden Fäden gut vernäht. Zieht die Raupe nicht nur in die Naht ein, sondern sichert sie zusätzlich mit ein bis zwei Rückstichen oder macht einen kleinen Knoten.
Dies hat folgenden Grund:
Wenn ihr euch eure Flatlocknaht genau anschaut, erkennt ihr, dass der Faden, welcher die Leiterfäden auf der linken Seite hält, einfach gerade auf dem Stoff entlangläuft. Da die Naht nun dehnbar ist, rutscht dieser Faden, wenn er schlecht vernäht und zu knapp abgeschnitten ist, leicht ein paar Zentimeter nach innen, wenn ihr euch und damit das Kleidungsstück bewegt - und damit springt die ganze Naht auf.
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Leitern - rechte Seite |
Es reicht auch nicht, wenn ihr noch einmal quer zur Flatlocknaht mit einer anderen Naht darübernäht. Vernäht also die Fäden und passt auf, diese beim weiteren Nähvorgang nicht aus Versehen abzuschneiden!
Eine oder zwei Nähnadeln?
Ihr könnt diese Naht mit beiden Nadeln oder nur mit der rechten Nadel nähen. Von der rechten Seite (die Seite, auf der die "Leiter" entsteht) ist der Unterschied nicht zu sehen. Allerdings wird mit zwei Nadeln die Naht etwas breiter und damit beim Flachziehen auch die Raupe auf der linken Stoffseite etwas dicker. Wollt ihr also eine möglichst flache Ziernaht, ist eine Nadel empfehlenswert. Wollt ihr die linke Nahtseite sehen und eine reliefartige Struktur erzeugen, näht ihr mit zwei Nadeln.
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Raupen - linke Seite |
Der Unterschied ist rein optisch, es funktionieren beide Varianten gleich gut.
Ich habe beim Nähen übrigens nur die Nadelfäden farbig gewählt. Die beiden Greiferfäden sind auf der rechten Seite nicht zu sehen und müssen daher nicht jedes Mal gewechselt werden.
Anders ist es natürlich, wenn ihr die Raupe auf der rechten Stoffseite sehen wollt. Dann müsst ihr alle Fäden farblich anpassen.
Noch ein Tipp zum Bügeln:
Gerade bei den Säumen ist es wichtig, gute Bügelkanten zu erhalten. Nicht jeder hat aber eine ganze Bügelstation mit Absaugung und allem Pipapo zur Verfügung (ich auch nicht). Ein einfacher Trick für haltbare, glatte Stoffbrüche ist es, direkt nach dem (Dampf)Bügeln einen Holzklotz auf die Bügelstelle zu pressen.
Ich habe dafür ein paar große Bauklötze aus der Klötzekiste der Kinder entwendet - aber es funktioniert auch jeder andere Klotz. Er sollte einfach gut in der Hand liegen und offenporig (also nicht lackiert) sein.
Der Holzklotz kühlt euren Stoff direkt ab und nimmt die überschüssige Feuchtigkeit auf, zudem wird die Bügelstelle durch den Druck noch einmal gepresst. Probiert es aus, das Ergebnis überzeugt.
Nähbeispiele: Meine letzten Beispiele für Kleidung mit Flatlocknähten waren mein Streifenshirt (hier) und ein Kindershirt (hier).
Stoffe: die Stoffe, die ihr oben seht, sind alle von Stoffonkel.
verlinkt bei: meertje, HoT, Dienstagsdinge, creadienstag.